Im Erforschen des eigenen Erlebens gehören die Fragen nach dem Heilsein und Verletztsein zu den schwierigsten. Prüfe für dich selbst, welche der folgenden Aussagen für dich wahr und welche nur ein Denken sind.
Verletzungen geschehen. Ich war beim Brotschneiden unachtsam und habe nun eine Verletzung am linken Zeigefinger. In der Kindheit geschehen Verletzungen. Dieser Junge wurde oft geschlagen. Dieses Mädchen wurde früh von ihrer Mutter getrennt, ohne dass sie sich verabschieden konnte und niemand hat ihr beigestanden.
Die Wunde am Finger ist noch immer nicht geheilt. Diese Wunde aus der Kindheit ist noch immer nicht geheilt. Was ist eine Verletzung?
Diese Fingerkuppe sieht anders aus als die anderen Fingerkuppen. Es ist ein Brennen an dieser Stelle, dieses ist eine wahre Körperempfindung. Auch wer sich denkt: «Ich bin vollkommen heil», hat weiterhin die Körperwahrnehmung des Brennens am Ende des Fingers.
Der Junge ist inzwischen zum Mann geworden. Oft ist er wütend, obwohl es keinen äußeren Anlass hierfür zu geben scheint. Das Mädchen ist inzwischen zur Frau geworden. Immer scheint sie sich die falschen Männer als Partner zu suchen und mit keinem ist sie bisher glücklich geworden. Was ist eine innere Verletzung?
Es ist ein erlebbarer Unterschied, ob die Haut der Finger an allen Stellen geschlossen ist, ob die Kuppen fein tasten oder ob Stellen an ihnen verletzt sind. Es ist ein erlebbarer Unterschied, ob das Tun und Sein mit dem Gemüt im Einklang ist, ob die inneren Bewegungen zu einem liebevollen Dasein und Miteinander führen, oder ob jemand immer wieder uneins mit sich selbst ist.
Eltern und Erwachsene können Kindern Verletzungen zufügen. Jugendliche können anderen Jugendlichen Verletzungen zufügen. Manches Kind verletzt sich körperlich selbst. Mancher Jugendliche verletzt sich durch sein unachtsames Verhalten seelisch und körperlich.
Jeder Erwachsene trägt Verletzungen in sich. Kennst du einen erwachsenen Menschen, dessen Körper vollkommen unbeschadet und gesund ist? Kennst du einen Menschen, dessen Seele und Geist vollkommen heil ist?
Der Körper kann zeitlebens Verletzungen erfahren. Es ist kaum anzunehmen, dass der Seelengeist mit Erreichen eines bestimmten Alters eine Schale der Unverletzlichkeit erhält. Können wir Menschen uns wirklich ein derart dickes Fell zulegen, dass unser Inneres unberührbar wird?
Bis heute kennen wir unsere eigenen inneren Verletzungen zumeist so wenig, dass wir im lebendigen Miteinander die folgende Frage kaum sicher beantworten können:
Ich fühle mich verletzt! Hast du mir vorhin eine neue Verletzung zugefügt oder hat dein Verhalten eine alte Wunde in mir berührt?
Tun-Tipp: Hier sind einige achtsame Fragen an dich selbst. Höre deinem Denken zu und fühle, wenn du sie dir stellst. Finde zugewandte Mitmenschen, mit denen du offen vom Verletztsein sprechen kannst.
Wie verletzt bist du? (Eine Frage vor allem an dein Denken.)
Welche Verletzungen erlebst du und wie erlebst du sie?
Ist dein Erleben des Verletztseins in jedem Moment gleich?
Wie gehst du mit dir um, wenn du dich im Denken verletzt siehst, wenn du Leid empfindest und im Körper Schmerzen?
Erlebst du Heilung geschehen?
Wenn Verletztsein wahr ist, bleiben vor allem diese beiden Fragen übrig:
Lässt du Heilung geschehen oder ist es möglich, sich ihr in den Weg zu stellen?
Kannst du trotz allem Verletztsein Liebe in dir empfinden?
erinnern Augenblicke Unterschied Vergangenheit aufgestaut Themen
Gemüt Wiedererleben Zukunft Was fehlt Was habe ich davon? Übung
veröffentlicht am 28.8.2016, letzte Änderung am 9.10.2016 um 15:00 Uhr
die erste allgemeine Beschreibung des menschlichen Erlebens
Christoph Steinbach und Jaipur
412 Seiten, gebunden, mit 22 Zeichnungen des Verfassers
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